Ist die Weltmetropole Hamburg doch nur Schilda? (06.05.2020)

Allgemein

Hamburg, das Tor zur Welt, die Stadt der kühlen Kaufleute, Hanseaten mit Weit- und Überblick eben. So jedenfalls stellt der Senat der Freien und Hansestadt Hamburg gerne seine Stadt -und vor allem „seine Arbeit“- in der Öffentlichkeit dar. Aber was ist dran, an dieser Darstellung?

Nun denn, hierzu die Geschichte rund um Corona, die Sportplätze, die Verbote und Freigaben und vor allem, die Geschichte des weltmännischen Weitblickes der verantwortlichen Politiker und ihrer unterstellten Handelnden in den Behörden und Ämtern und deren Verlässlichkeit, oder doch eher Vergesslichkeit?

Eigentlich war alles klar, am Mittwoch, dem 06.Mai 2020  wollen die Bundeskanzlerin zusammen mit den Landesprinzen und -prinzessinnen die neuen Lockerungsmaßnahmen bezüglich der Corona-Pandemie besprechen und beschliessen. Noch am Montag, dem 04.Mai 2020  sagt der Erste Bürgermeister der Hansestadt Hamburg öffentlich, dass Hamburg diesen Termin auf jeden Fall abwarten wird, bevor es weitere „Lockerungs“-Maßnahmen umsetzen wird. Das ehrt unseren Bürgermeister, setzt er sich damit als weltoffener und weitsichtiger Politiker doch deutlich von den sich gegenseitig überbietenden Landesprinzen und -prinzessinnen ab, die auf jeden Fall alle Rekorde im Übertreffen der schnellen und wenig überlegten, auf keinen Fall aber koordinierten Lockerungen und Lösungen brechen wollen.

Aber er ist eben nur Bürgermeister und nicht ein in der Hafenstadt Hamburg hoch angesehener Kapitän, denn ein Kapitän hat immer das Komando, sprich das letzte Wort, an Bord. Anders im Hamburger Senat; was der Bürgermeister am Abend öffentlich verkündet, scherrt den Senator für Inneres und Sport keine zwanzig Stunden später platt gesagt einen „Schiet“ und er verkündet ganz stolz, dass ab sofort wieder bestimmte Sportarten und Sportstätten freigegeben sind. Zur Erinnerung, dies war deutlich vor der für den Mittwoch angesetzten Abstimmung mit der Kanzlerin und somit klar gegen das Komando des Kapitäns der FHH vom Vortag.

Woher diese Eile, gibt es doch etwas, was viel ansteckender ist als Corona, nämlich das Fieber, unbedingt mit zu den Ersten zu gehören, die irgendwelche voreiligen und nicht abgestimmten Lockerungsmaßnahmen hinsichtlich der Pandemie-Einschränkungen zu verkünden haben. Eine gefährliche Krankheit, deren Ursache oftmals Eitelkeit und Geltungssucht ist und deren Folgen nicht selten chaotische und wenig sinnvolle Aktivitäten sind. Aber es ist nicht nur die Eile, nein vielmehr die durch unnötigen Zeitdruck entstandene Nachlässigkeit bei der Umsetzung der Lockerungsmaßnahmen, die deutlich vom Selbstbildnis unseres Hamburger Senats abweicht;  zur Erinnerung, dies ist derselbe Senat, der sich selbst als hanseatisch mit Weit- und Überblick sieht!

Also nicht lange nachgedacht, geht ja auch nicht bei dem Tempo, und Freigabe der Tennisanlagen, natürlich unter Beachtung der sonstigen Hygienemaßnahmen, die ja bereits beschlossen und umgesetzt sind. Dabei fällt ganz offensichtlich niemandem auf, dass diese Hygienemaßnahmen auch die Schließung der Sanitäranlagen beinhalten, und eben nicht nur der Umkleideräume und Duschen, nein auch der Toiletten.
Halt, das stimmt nicht ganz, denn die Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz teilt am selben Tag der Verkündung in einem gesonderten Schreiben mit
 „Die Benutzung von Umkleide- und Clubräumen sowie von sanitären Anlagen in Sportanlagen, insbesondere Duschen und Toiletten, ist untersagt“.

Wunderbar! Im Ergebnis bedeutet dies, die eine Behörde sagt, ihr dürft wieder auf euren Anlagen Tennis spielen, die andere Behörde verbietet euch aber die Benutzung der Toiletten auf der Tennisanlage. Hat irgendjemand der Verantwortlichen mal daran gedacht, wohin dann mit der Notdurft? Offensichtlich nicht, denn dafür war ja viel zu wenig Zeit! Also bleibt nur die peinliche Möglichkeit „ab in die Büsche“, aber bitte unter Beachtung des 1,50 Meter Abstands und natürlich nur mit Mundschutz. Obwohl, genau betrachtet, wir haben unsere Anlage im Naturschutzgebiet und „frei pinkeln“ wird zudem in anderen Großstädten mit saftigen Geldstrafen geahndet. Also geht doch nur anhalten, oder im extremen Fall gegen die Anordnung der Behörden verstoßen und die Toiletten auf der Anlage widerrechtlich nutzen, aber da droht ja das Ornungsamt mit Begehungen und der möglichen Schließung der Tennisanlage.

Wenn ich mir diese Geschichte nochmal so überlege, nun, dann ist hier wenig Weltstadt, dafür aber eine Menge Schilda zu spüren. Mal sehen, welche Schildbürgerstreiche unsere Stadt im Rahmen der Pandemie-Lockerung auf Lager hat.  Egal, wir müssen die Maßnahmen so umsetzen, wie die Verantwortlichen es vorgeben und mir bleibt nur der Wunsch für euch, dass ihr durchhaltet, oder in diesem Falle vielmehr, dass ihr anhaltet.

Ach so, der Hamburger Tennisverband e.V. hat dann noch eine ganz eigene Meinung, denn nach den durch den Verband  veröffentlichten „Schutzempfehlungen zum Training und Spiel auf Tennisplätzen“ sind die Toiletten zugänglich zu halten. Aber diese Position ist uns schietegal, denn die ist ja schon vom 04.Mai 2020, also dem Tag, an dem unser Erster Bürgermeister noch gesagt hat, wir warten erstmal das Gespräch mit der Bundeskanzlerin ab. Und außerdem steht eine Anordnung  einer hanseatischen Behörde natürlich deutlich über der Empfehlung eines eingetragen Vereins und sei es auch der Hamburger Tennisverband.

Und zum Ende dann noch eine abschließende Bitte: bitte beschimpft nicht die Boten der Entscheidung, sondern deren Verfasser!

Euer Spartenleiter
Uwe